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Lisa
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Color Codes & Synästhesie [DEUTSCH]

Post by Lisa » 23.09.2013, 17:34

Color Codes
Wofür man Color Codes benötigt, wird deutlich, wenn man Daten und Informationen unterschiedlich hervor heben möchte. Neben verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten, wie z. B. Fett- und Kursiv-Schrift, ist eine Betonung mit Farben möglich.
Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts gab es noch keine Standards für die Definierung von Farbtönen. Wollte jemand ein Haus mit Rot bemalen, war nicht sicher, ob der Lieferant Feuerwehrrot oder Orangerot liefern würde. 1904/05 entwickelte der Kunstprofessor und Maler A. H. Munsell ein Farbmodell mit zunächst fünf Grundfarben (Rot, Purpur, Blau, Grün, Gelb) und fünf Mischfarben (Rotpurpur, Purpurblau, Blaugrün, Grüngelb, Gelbrot) (siehe Abbildung 1)
Image
Abbildung 1 Farbmodell nach A. H. Munsell

Sein Ziel war es, die Abstände zwischen den Farben immer gleich groß zu halten. So sollte der Übergang von beispielsweise Rot zu Gelb in gleichem Maß erfolgen wie von Blau zu Grün. Später fügte er weitere 100 Farbnuancen hinzu und zehn Helligkeitsstufen. Mit dem Chroma skalierte er die Sättigung. Das Ergebnis war 1905 das Buch „A Color Notation”. Darin waren für jede Farbnuance, der Helligkeitsverlauf und die Sättigung vermerkt. Somit war ein Standard etabliert, der es erlaubte, die gewünschte Farbe mit genaueren Angaben zu bestellen und geliefert zu bekommen. Dieses System war noch unausgereift. Es lagen die gewünschten und gelieferten Farbnuancen schon näher beieinander, jedoch lag die Farbwahl immer noch im Auge des Betrachters. Außerdem gab es keine schriftlichen Beschreibungen und das System war lückenhaft.
In den Jahren 1956 - 1976 fingen die Physiker Judd und Kelly an, die Farbkörper von Munsell in immer feinere Blöcke zu zerlegen und sie schriftlich genauer zu beschreiben. Dafür führten sie folgende Adjektive ein:
  • * vivid (lebhaft)
    * brilliant
    * strong (stark)
    * deep (tief)
    * light (hell)
    * dark (dunkel)
    * pale (blass)
Das Projekt erfolgte im Auftrag von Inter-Society Color Council (ISCC) für das National Bureau of Standards (NBS) in Washington. Deswegen ist dieses Farbmodell heute unter dem Namen ISCC-NBS-System bekannt. Das Ergebnis waren Blockzerlegungen der Farben mit einer Beschreibung.
Kelly erstellte später eine Kollektion von Farben mit maximalem Kontrast. Als Grundlage benutzte er den ISCC-NBS-Standard und eine frühere Arbeit von Judd.
Auswahlkriterien für Farben:
  • * Überall erhältlich (damals noch keine Computer)
    * Verfügbar als 1x1 inch (1 inch = 2,54 cm) Skala & 9x12 inch als Folie von der Munsell Color Company
    * Preisgünstig
    * Sehbehindertengerecht
So haben die ersten neun Farben einen maximalen Kontrast für Rot-Grün-Blinde. Die nächsten dreizehn Farben wählte er von den ISCC-NBS Vorgaben aus. Das Ergebnis ist im Paper zu Color Codes zu sehen. Mit dieser Tabelle sollten bereits bestehende Farbkollektionen überprüft und gegebenenfalls ergänzt werden oder als Grundlage für neue Zusammenstellungen dienen.

Jeder Mensch sieht Farben anders. Bei einer bestimmten Gruppe von Ihnen haben Buchstaben immer eine bestimmte Farbe, oder Zahlen haben einen Charakter und wenn sie Musik hören, sehen sie Farbige Bilder. Diese Form der Betrachtung nennt sich Synästhesie, was so viel heißt wie Wahrnehmung mit verschmolzenen Sinnen.

Synästhesie
In Australien wurde 2004 eine Studie zu der Buchstabe- / Zahl – Farbe – Synästhesie durchgeführt. Die zugrundeliegende Farbskala umfasste elf Basis-Farben aus dem Buch von Berlin und Kay „Basic Color Terms: Their Universality and Evolution” (1969). Berlin und Kay erstellten unterschiedlich große Gruppen mit verschiedenen Farbnamen, je nach den in der jeweiligen Kultur vorkommenden Ausdrücken. Der englische Sprachraum ist in Gruppe 7, welche elf Begriffe umfasst.
Die Farben lauten:
  • * Schwarz
    * Grau
    * Weiß
    * Rot
    * Gelb
    * Grün
    * Blau
    * Lila
    * Pink
    * Braun
    * Orange
Die Ergebnisse der Studie sind im Synästhesie-Paper nachzulesen. Auffällig ist, z.B. das Synästhetiker und Nicht - Synästhetiker in gleichem Maße häufig die Farbe Rot dem Buchstaben A zuordnen. Es wird vermutet, dass dies mit einer frühen Prägung im Babyalter zu tun hat. So ist die erste Farbe, die ein Kind erkennt, Rot und der erste Buchstabe den es lernt A. Bei anderen Farben, wie z.B. Orange ist diese Auffälligkeit nicht zu finden.

Quellen
Paper:
  • * „Twenty-two colors of maximum contrast“ Kenneth L. Kelly, CE 26-27
    * „A systematic, large-scale study of synaesthesia: implications for the role of early experience in lexical-colour associations“ A.N. Richa, J.L. Bradshawb, J.B. Mattingleya, Cognition 98 (2005) 53–84
Internet: Bilder: Anhang
Die Ausarbeitung und die Präsentation befinden sich im geschlossenen Bereich.

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